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Jordanien – Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen

Land / Region: Jordanien / Vorder- und Mittelasien
Schwerpunkt: Grundwasser

Projektanfang: 01.08.2021

Projektende: 31.07.2024

Projektstand: 15.09.2022

Seit 1961 hat sich die Bevölkerungszahl Jordaniens von weniger als eine Million auf heute knapp zehn Millionen Einwohner*innen verzehnfacht – eine enorme Belastung für Jordaniens Wasserressourcen. Zeitgleich sind der individuelle private Wasserverbrauch durch wirtschaftliche Entwicklung und der Verbrauch von Bewässerungswasser für die Landwirtschaft gestiegen. Heute deckt Jordanien, auch wegen fehlender Alternativen, rund 70 % seines Wasserverbrauchs aus Grundwasserressourcen. Bedingt durch die klimatischen Rahmenbedingungen sind viele dieser Ressourcen fossil oder haben sehr geringe Neubildungsraten. Hinzu kommt, dass sich die Grundwasserqualität durch Versalzung infolge von Übernutzung, falscher Entnahme und hohem Einsatz von Düngemitteln in der Landwirtschaft zunehmend verschlechtert hat. Ein unsachgemäßer Umgang mit Abfällen aus beispielsweise Landwirtschaft und Industrie sowie fehlende Aufbereitung von häuslichem Abwasser führen ebenfalls zu der Erhöhung von Schadstoffen und Salz im Grundwasser.

Projektfahrzeug der BGR bei Monitoringarbeiten in JordanienProjektfahrzeug der BGR bei Monitoringarbeiten in Jordanien Quelle: Alexander Jokisch (BGR)

Laufendes Vorhaben „Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen in Jordanien"

Das laufende Projekt „Bewirtschaftung des Grundwassers in Jordanien“ stärkt das jordanische Wasserministerium (Ministry of Water and Irrigation, MWI) darin, die Grundwasserressourcen im Königreich besser auf ihren Bestand prüfen, überwachen sowie verwalten zu können. Das Wasserministerium soll nach Abschluss des Vorhabens außerdem die Entnahme von Grundwasser anhand unterschiedlicher Parameter wirtschaftlich bewerten und auf dieser Basis verschiedene Handlungsoptionen für das Grundwassermanagement entwickeln.
Dafür arbeitet das BGR-Projektteam eng mit dem jordanischen Wasserministerium (MWI), der Water Authority of Jordan (WAJ) und den jordanischen Wasserversorgern zusammen.

Das Vorhaben gliedert sich in vier Handlungsfelder:

Trinkwasserbrunnenmanagement
Im Rahmen dieser Projektkomponente unterstützt die BGR die jordanischen Wasserbehörden und Wasserversorgungsunternehmen dabei, ein regelmäßiges und verbessertes Monitoring sowie die präventive Wartung von Trinkwasserbrunnen in ihre Arbeitsabläufe zu integrieren. Dies würde auch zu einer Effizienzsteigerung in der Wasserförderung führen, die zurzeit noch sehr energie- und kostenintensiv ist. Das Projekt berät dafür insbesondere die Water Authority of Jordan und die Utility Performance Management Unit (UPMU) des Ministeriums als entsprechende Aufsichts- und Regulierungsbehörden. Gleichzeitig fördert die Komponente die Zusammenarbeit des jordanischen Wasserministeriums (MWI) und den Wasserversorgern, z.B. im gemeinsamen Monitoring der jordanischen Grundwasserressourcen. Dadurch sollen die Wasserversorger zukünftig auch die Bewertung von Brunnenleistung und Wasserressourcenschutz als neue Aufgabenbereiche einführen. Die Verbesserung der Zusammenarbeit und des Wissenstransfers zwischen den Wasserversorgern in den Bereichen Brunnenmanagement und -wartung ist ein weiteres Ziel dieser Komponente.

Kostenbewertung in der Grundwassernutzung
Ziel des zweiten Handlungsfeldes ist es, dass das jordanische Wasserministerium (MWI) zukünftig noch besser verschiedene Optionen der Wassergewinnung wirtschaftlich prüfen kann. Bislang werden Infrastruktur-Großprojekte der langfristig in den meisten Fällen kostengünstigeren Grundwassererschließung vorgezogen. Um auch die ökonomische Komponente als einen wichtigen Aspekt in die Wassergewinnungsplanung einzuführen, erhebt das MWI mit Unterstützung der BGR die entsprechend notwendigen Daten. Diese Daten ermöglichen eine umfassende Kostenanalyse der Grundwasserentnahme für Trinkwasserversorgung sowie den Kostenvergleich zu alternativen Wasserquellen (Entsalzung von Meerwasser und brackigem Grundwasser). Die ermittelten Kosten kann das MWI anschließend in das wasserwirtschaftliche Entscheidungshilfe-System namens WEAP einpflegen, welches als Planungstool im jordanischen Wasserministerium bereits etabliert ist. So kann das MWI die Daten auch zur Prüfung von Alternativen für die zukünftige Wasserversorgung nutzen.

Monitoring der Grundwasserqualität
Dass das jordanische Wasserministerium (MWI) und die Water Authority of Jordan (WAJ) langfristig eine systematische landesweite Überwachung der Qualität der jordanischen Grundwasserressourcen sicherstellen können, ist das Ziel der dritten Projektkomponente. Dazu sollen das MWI und WAJ sowie deren Labore das systematische Monitoring der Grundwasserqualität einführen und planen. Außerdem werden sie die gesamte Prozesskette von Probeentnahme, Transport, Analytik, Auswertung und Interpretation entwerfen sowie institutionalisieren. Auch soll das Laborpersonal zukünftig die erhobenen hydrogeochemischen Daten auswerten und diese regelmäßig publizieren. Ein besonderes Augenmerk des Handlungsfeldes liegt dabei auf praktischen Fallstudien. Mit Hilfe der Studien werden die Partner und die BGR gemeinsam das Vorgehen hinsichtlich Planung, Überwachung, Analytik und Interpretation von Standorten mit speziellen hydrogeochemischen Fragestellungen erarbeiten. Dies umfasst beispielsweise die Untersuchung des Grundwassers auf die chemischen Elemente Selen und Molybdän, die einen gewissen Grenzwert im Grundwasser nicht überschreiten sollten.


Unterstützung der Öffentlichkeitsarbeit des jordanischen Wasserministeriums
Ziel des letzten Themenfelds ist, das jordanische Wasserministerium (MWI) dabei zu unterstützen, die Kenntnisse von wichtigen Entscheidungsträger*innen, den Hauptnutzer*innen von Wasser sowie der allgemeinen Öffentlichkeit über die Grundwassersituation Jordaniens zu verbessern. Obwohl die Wasserknappheit im Königreich sehr bekannt ist, ist Wissen zur wertvollen Ressource Grundwasser im Speziellen noch nicht sehr ausgeprägt. Für die innerbehördliche und auch zwischenbehördliche Zusammenarbeit (z.B. mit dem jordanischen Landwirtschaftsministerium) ist die Bereitstellung von wissenschaftlichen Daten zum Grundwasser die Voraussetzung für eine bessere Politikkohärenz. Die Kapazitäten des Wasserministeriums, evidenzbasiert Kernbotschaften zu formulieren und eine zielgerichtete und strategische Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, sind unter Berücksichtigung der großen Herausforderungen des jordanischen Wassersektors, wie großer sozialer Ungleichheiten in der Wasserversorgung und illegaler Wasserentnahmen, noch ausbaufähig. Die Einrichtung eines beratenden Gremiums, das sich aus jungen Vertreter*innen aus Ministerien, Parlament, Medien, Privatsektor und Universitäten zusammensetzt, soll die allgemeine Nachfrage nach und die Bereitstellung von verlässlichen Grundwasserinformationen sowie die Ownership im MWI stärken.
Die BGR setzt das Vorhaben „Bewirtschaftung der Grundwasserressourcen in Jordanien“ im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) um. Der deutsche Gesamtbeitrag des Vorhabens beläuft sich auf insgesamt fünf Mio. EUR.

Screenshot eines im Rahmen des Vorgängervorhabens entwickelten Comics zur Grundwassersituation in JordanienScreenshot eines im Rahmen des Vorgängervorhabens entwickelten Comics zur Grundwassersituation in Jordanien Quelle: BGR

Über 60 Jahre Technische Zusammenarbeit mit Jordanien
Die BGR ist in Jordanien seit 63 Jahren im Auftrag des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) tätig. Mit bisher insgesamt 25 Vorhaben zählt Jordanien zu den bedeutendsten Kooperationsländern der BGR weltweit. Die Schwerpunkte dieser langjährigen Zusammenarbeit haben sich über die letzten Jahrzehnte gewandelt. In den 1950er, 1960er und 1970er Jahren standen u.a. der Aufbau des geologischen Dienstes, die Erschließung von Grundwasser und Phosphatvorkommen, die Erarbeitung eines Wasserhaushaltsplanes sowie Untersuchungen von Ölschiefervorkommen im Vordergrund. Seit den 1980er Jahren verlagerte sich der Schwerpunkt mehr zu grundwasserbezogenen Fragestellungen, einschließlich hydrogeologischen Kartierungen, der Erstellung von Grundwassermodellen und Fachbeiträgen zum National Water Master Plan. Heute liegt der Fokus in der Unterstützung der jordanischen Behörden bei einem nachhaltigeren Management und Schutz der vorhandenen Grundwasserressourcen. Langjährige Partner auf jordanischer Seite waren und sind das für Wasser zuständige Ministerium (Ministry of Water and Irrigation, MWI) und die Water Authority of Jordan (WAJ).


Links:

Projektbeiträge:

Literatur:

Partner:

Ministry of Water and Irrigation (MWI)

Kontakt:

    
Alexander Jokisch
Tel.: +49-(0)511-643-3817

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