BGR Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe

Dinozysten

Ausgewählte Dinozysten und ihr Vorkommen in der ErdgeschichteAusgewählte Dinozysten und ihr Vorkommen in der Erdgeschichte Quelle: BGR

"Dinoflagellatenzysten mit organischer Wandung", kurz Dinozysten genannt, sind einzellige Algen, die seit etwa 210 Millionen Jahren (höhere Trias) bis heute in den Ozeanen, aber auch im Süßwasser vorkommen. Durch die Kurzlebigkeit und weite regionale Verbreitung einzelner Arten ist diese Fossilgruppe für die Altersdatierung von Sedimenten von großer Bedeutung. Da sie mit durchschnittlich 0,05 bis 0,1 mm recht klein sind, kann eine Sedimentprobe von der Größe einer Streichholzschachtel mehrere Tausend Exemplare enthalten.

Aufgrund ihres organischen Wandmaterials werden Dinozysten nicht durch Kalklösung zerstört. Dies ist in kalkfreien Sedimenten von besonderer Bedeutung.

Dinozysten sowie Pollen und Sporen werden auch unter dem Begriff Palynomorphe zusammengefasst, der wissenschaftliche Oberbegriff ist Palynologie.

In der BGR werden Dinozysten für die Altersdatierung (Biostratigraphie) von der höheren Trias bis zum Pleistozän herangezogen.

Dinozysten im Känozoikum von Deutschland

Dinozysten sind für die Datierung die wichtigste Mikrofossilgruppe, denn

  • die für die internationale Korrelation wichtigsten Mikrofossilgruppen (planktonische Foraminiferen, Kalknannoplankton und Bolboformen) sind in Deutschland nur sporadisch vorhanden. Neben ungünstigen Lebensbedingungen (Flachwasserbedingungen, wechselnde Salzgehalte des Meereswassers, zeitweise hoher terrigener Eintrag) ist die Kalklösung ein wesentlicher Grund für das Fehlen dieser Organismen.
  • andere Mikrofossilgruppen, wie zum Beispiel benthische (bodenlebende) Foraminiferen, erlauben eine nur grobe biostratigraphische Untergliederung und Korrelation in Nordwesteuropa. Pollen und Sporen, Ostrakoden sowie Mollusken besitzen hinsichtlich der internationalen Korrelation der känozoischen Sedimente nur ein geringes Potential. Dinozysten sind in den Sedimenten Deutschlands (und Nordwesteuropas) jedoch fast immer vorhanden.

Dinozysten ermöglichen eine feinstratigraphische Datierung, die in die internationale Zeitskala eingehängt werden kann. Einhängung der Dinozysten-Zonen in die internationale Zeitskala (Gradstein et al. 2004) und Korrelation zu den Kalknannoplankton-Zonen (PDF, 37 KB)

Das stratigraphische Vorkommen von über 350 Dinozysten-Arten im Paläogen und Miozän von Deutschland wurde von Köthe & Piesker (2007) publiziert.

Literatur

Köthe, A. (2003): Dinozysten-Zonierung im Tertiär Norddeutschlands. – Revue Paléobiologie, 22(2): 895-923, 27 Abb., 3 Tab., 7 Taf.; Geneve.

Köthe, A. (2005): Korrelation der Dinozysten-Zonen mit anderen biostratigraphisch wichtigen Mikrofossilgruppen im Tertiär Norddeutschlands. – Revue Paléobiologie, 24(2): 697-718, 18 Abb.; Geneve.

Köthe, A. & Piesker, B. (2007): Stratigraphic distribution of Paleogene and Miocene dinocysts in Germany. – Revue Paléobiologie, 26(1): 1-39, 2 Abb., 15 Tab.; Geneve.

Kontakt

    
Dr. Olaf Lenz
Tel.: 0511-643-2561

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