e-SOTER-Vollversammlung 2011 in Rabat, Marokko (04.09.-07.09.2011)
Bodenkundler der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) nahmen an der Vollversammlung des e-SOTER-Projektes in Rabat/Marokko teil. Bei dem von der EU finanzierten e-SOTER-Projekt geht es darum, Landschaften mit unterschiedlichen Bodenvergesellschaftungen durch Analyse von Relief, Bodenausgangsgestein und Fernerkundungsdaten (v.a. durch MODIS-Daten) voneinander abzugrenzen. Die SOTER-Methode zur Bildung einheitlicher Soil- und Terrain-Units, die in den 90er Jahren entwickelt wurde, soll mit Hilfe moderner GIS- und Modellierwerkzeuge sowie überarbeiteter Klassifikationsschemata gezielt weiterentwickelt werden. Die dadurch erzeugten neuen SOTER-Karten können im Ergebnis wie Bodenkarten interpretiert und genutzt werden, so z.B. für die Entwicklung thematischer Auswertungskarten, wie etwa der Erosionsgefährdung. Dies ist vor allem in Ländern ohne flächendeckende Datenausstattung von Bedeutung. Insgesamt nahmen an der Vollversammlung 30 Wissenschaftler aus Deutschland, Marokko, Frankreich, den Niederlanden, Großbritannien und Tschechien teil. Gastgeber der Vollversammlung war das Institut National de la Recherche Agronomique (INRA), das durch Herrn Dr. Rachid Moussadek vertreten wurde. In den ersten beiden Tagen präsentierten die Teilnehmer ihre bisherigen Arbeitsergebnisse. Seitens BGR wurden innovative Methoden der Reliefanalyse vorgestellt, die in Zusammenarbeit mit der Firma SciLands entwickelt wurden. Weitere Schwerpunkte der BGR lagen in der Entwicklung und Anwendung einer neuen Bodenausgangsgesteinsklassifikation, sowie in der Anwendung der Gammaspektroskopie zur Prognose von Böden und Bodenausgangsgesteinen. Diese Anwendungen wurden für das zentraleuropäische Pilotgebiet Blatt Chemnitz mit dem Maßstab 1:250,000 entwickelt und getestet. Darüber hinaus hat die BGR in Zusammenarbeit mit Alterra in e-SOTER-Pilotgebieten Erosionsgefährdungen abgeschätzt, und so die Anwendbarkeit der SOTER-Methode für den zentraleuropäischen Raum geprüft.
Im Anschluss an die zweitätige Sitzung nahmen die Teilnehmer an einer Exkursion in das nördlich von Fes gelegene marokkanische Pilotgebiet teil. Im Vordergrund stand dabei die Überprüfung der marokkanischen SOTER-Karte anhand von Geländebeobachtungen und durch Referenzprofile. Die Exkursionsroute führte am ersten Tag mit dem PKW über die Südroute von Rabat über Meknes nach Fes, und von Fes weiter in das Pilotgebiet.
Am ersten Exkursionstag wurde die nordwestlich von Fes gelegene Kariat Ba Mohamed Region besucht. Dieses Gebiet ist Teil des Prä-Rifs und wird von Kalk- und Mergelsteinen dominiert. In den flachen Tieflagen dominieren häufig Vertisole, die mit zunehmender Hangneigung in Cambisole übergehen. Auf erodierten Steillagen finden sich überwiegend Regosole.
Am zweiten Tag führte die Exkursion in die westlich von Fes gelegene Taza-Tahla Region. Dieses Gebiet befindet sich im Schnittpunkt zwischen Rif, mittlerem Atlas und dem sogenannten Fes couloir. Die Petrographie zeichnet sich durch eine hohe Variabilität aus. Auf unterschiedlich alten Flussterrassen wurden Kastanozem-Profile besichtigt. Als letztes Referenzprofil wurde ein Calcisol aufgesucht, der sich aus einem karbonatführenden miozänen Konglomerat entwickelt hatte.
Die Rückkehr von Fes nach Rabat erfolgte über die Nordroute mit der Bahn. Ein Fazit der Vollversammlung und der Tagung liegt darin, dass sich die im e-SOTER-Projekt getesteten MODIS-Fernerkundungsmethoden nur bedingt für die Prognose von Böden und Substraten eignen. Der durch die BGR alternativ erarbeitete Ansatz, moderne Reliefanalyse in Kopplung mit den bodenkundlich relevanten Informationen aus geologischen Kartenwerken zu nutzen, wird daher intensiv weiterverfolgt.
Böden im marokkanischen Pilotgebiet: Vertisol (oben links), Kastanozem (oben rechts), Acker auf einem Vertic Cambisol (unten links), Calcisol mit einem in den Calcic horizon gegrabenen Schafstall (unten rechts). Quelle: U. Schuler (BGR) |
Die BGR war vertreten durch die Kollegen Rainer Baritz, Ulrich Schuler, Michael Bock und Jan Willer.
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