|
| |
Pressemitteilung |
Hannover, 07.07.2023
Chinesische Exportkontrollen für Gallium und Germanium könnten sich auf die globale Halbleiterindustrie auswirken
Am Abend des 3. Juli 2023 gaben das Handelsministerium und die Nationale Zollbehörde Chinas gemeinsam eine Ankündigung heraus, zum 1. August 2023 Exportkontrollen für Gallium und Germanium sowie deren Verbindungen einzuführen. Die Eskalationsspirale der gegenseitigen Sanktionen im Rahmen des sogenannten „Chipkriegs“ hat sich damit zwischen den USA und China deutlich verschärft; mit Risiken auch für die deutsche und europäische Halbleiterindustrie. „Allerdings handelt es sich bisher nicht um ein Exportverbot, sondern um Exportkontrolle, d. h., es gibt Spielraum bei der Entscheidung, an wen geliefert werden darf“, erläutert Maren Liedtke, wissenschaftliche Mitarbeiterin bei der Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in der BGR.
Gallium und Germanium – wichtige Metalle die unter anderem in der Halbleiterindustrie zum Einsatz kommen – werden als Beiprodukte gewonnen. Germanium wird vorwiegend bei der Verhüttung von Zink- und Kupfersulfiderzen sowie aus Kohlen gewonnen, die Gewinnung von Gallium erfolgt als Beiprodukt im Zuge der Herstellung von Industriemetallen wie Aluminium oder Zink. Wirtschaftlich am bedeutendsten ist derzeit die Gewinnung aus Bauxit, aus dem etwa 90 % des primären Galliums gewonnen wird. Ein bedeutender Teil des Galliums stammt auch aus dem Recycling von Produktionsschrott.
Die Produktion von Primär-Gallium und -Germanium ist stark auf China konzentriert (DERA Rohstoffliste 2021). Im Jahr 2022 wurden weltweit rund 550 t Primär-Rohgallium und rund 225 t Germanium produziert. Der Anteil Chinas lag bei weit über 90 % bzw. 80 %. China dominiert auch das Angebot an hochreinem raffiniertem Gallium. Kanada, Japan, die Slowakei und die USA sind weitere Produzenten von hochreinem Material, welches teilweise durch Recycling zurückgewonnen wird. Bei Germanium sind Kanada, Russland und die USA weitere größere Produzenten.
Aufgrund der dominierenden Rolle Chinas bei der Herstellung von Germanium und Gallium könnten sich mögliche Exportbeschränkungen Chinas auf globale Lieferketten auswirken, da eine Reduktion oder Beschränkung kurz- und mittelfristig nicht durch die Produktion aus anderen Ländern aufgefangen werden kann. Seit 2016 wird in Deutschland kein Primär-Gallium produziert. Eine Wiederaufnahme der Primär-Gallium-Produktion wurde 2021 angekündigt, bisher aber noch nicht umgesetzt.
Deutschland importierte in den Jahren 2020 bis 2022 zwischen 40 und 60 t Gallium in Rohform jährlich. Zwischen 24 t und 29 t davon stammten aus China (50-60 %), der Rest hauptsächlich aus der Slowakei. Dort erfolgt das Recycling von Galliumschrotten und die Raffinadeproduktion von Rohgallium. Die deutschen Germaniumimporte lagen 2020 bis 2022 zwischen 4 und 10 t pro Jahr. Importiert wird hauptsächlich aus China und kleinere Mengen aus Belgien bzw. Dänemark.
Auf die hohe Marktkonzentration und die damit verbundenen Preis- und Lieferrisiken für das Elektronikmetall Gallium hatte die DERA bereits 2018 in einer detaillierten Rohstoffrisikoanalyse hingewiesen. Gallium und Germanium werden bereits seit 2014 in der DERA-Rohstoffliste als potenziell kritische Rohstoffe gelistet.
Die aktuellen Entwicklungen zeigen, wie wichtig die Stärkung der Resilienz und Diversifizierung von Lieferquellen insbesondere bei Hochtechnologiemetallen ist.
Weiterführende Informationen:
DERA Rohstoffliste 2021
Preis- und Lieferrisiken für das Elektronikmetall Gallium
Fachkontakte:
Deutschen Rohstoffagentur (DERA) in der Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR)
Siyamend Ingo Al Barazi, E-Mail: SiyamendIngo.AlBarazi@bgr.de, Tel.: +49 30 36993 224
Pressestelle BGR: Claudia Blume, Tel.: 0511 643 2835 |